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Mit oder ohne Buddha?

Um den Begriff der Achtsamkeit ranken sich noch immer viele Vorstellungen und Mysterien – vom Räuchstäbchen bis Mindful Leadership; von Esoterik bis Google mit „Search Inside Yourself“.

In meinen Kursen und Workshops versuche ich zunächst gerne etwas Klarheit in den Verständnisdschungel zu bringen. Welchen Weg man am Ende selbst geht, ist eine individuelle Entscheidung.

Die Bedeutung von Achtsamkeit lässt sich auf die Praxis von Satipatthana zurückführen. Die Grundlagen dazu wiederum finden sich im Satipatthana Sutta – einer Lehrrede aus der buddhistischen Schriftensammlung.

Vergegenwärtigung oder auch Gewahrsein sind Stichworte, welche in diesem Zusammenhang in Übersetzungen häufig genannt werden. Es geht darum zu beobachten, was ist; alle Dinge von Körper und Geist, im Innen, wie auch im Außen.

Achtsamkeit braucht immer ein Objekt, auf welches man achtsam ist. Ein Klassiker ist hierbei die Beobachtung der Atmung oder des Körpers. Atem bzw. Körper dienen hierbei als Objekt, auf den sich der Geist richtet.

Schweift der Geist ab, trainieren wir ihn, immer wieder zum Objekt zurückzukehren. Wir üben uns in Achtsamkeit indem wir unsere Aufmerksamkeit immer wieder auf ein Objekt führen und dort halten.

Diese Methode klingt anwendungsbezogen und wenig spezifisch buddhistisch. 

Diese Form der Achtsamkeit lässt sich – wie es Jon Kabat Zinn erkannte, wunderbar säkular (weltlich und ohne Bezug zu Religion) anwenden und unterrichten. Hieraus entstand zum Beispiel MBSR (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion).

Das Verständnis im Buddhismus fügt hier eine entscheidende Komponente hinzu: die Ethik. In diesem Falle wird klar unterschieden, was heilsam (“gut”) und was unheilsam (“schlecht”) ist. Hierzu werden ganz verschiedene Geistesfaktoren, wie beispielsweise Wut und Hass, Weisheit und Mitgefühl klar definiert und zugeordnet.

Ohne diese Dimension der Ethik lässt sich Achtsamkeit auch in Zusammenhängen anwenden, die wir gemeinhin als unethisch oder schlecht beurteilen würden. Auch Verbrechen lassen sich mit größter Achtsamkeit, Konzentration und Fokus begehen.

Im buddhistischen Kontext wird das eigene Handeln und die eigene Haltung im Geist klar nach den Kriterien heilsam und unheilsam beobachtet und unterschieden. Wir sind also weg von einem „neutralen Beobachten des Hier und Jetzt ohne Urteil“. Fügt man die Methode der Achtsamkeit also in ihren Kontext von buddhistischer Ethik ein, liegt als Ziel klar das Unterlassen von unheilsamen Handlungen (die z.B. von Wut und Hass motiviert sind) und das Fördern von Heilsamen (wie Mitgefühl und Weisheit) vor.

Um aber all unsere Konzepte über uns und die Welt zunächst loszulassen und unseren Monkey im Kopf zu beruhigen, benötigt es zunächst einen ruhigen und fokussierten Geist, welchen wir mit der Methode der Achtsamkeit (wie sie säkular verstanden wird) trainieren können. Hierzu benötigen wir keine Einordnung in einen Kontext.

Ob wir eine ethische Grundhaltung damit verbinden und in welcher Tiefe, ist jedem selbst überlassen. Die Wirksamkeit der Methode an sich, ist inzwischen auf vielen Ebenen säkular oder nicht – auch wissenschaftlich – erwiesen.

It´s up to you welchen Weg Du gehen möchtest.

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